Für manch einen wird es etwas hochtrabend klingen, wenn man bei der privaten Finanzanlage von Money Management spricht. Und tatsächlich stammt dieser Begriff aus dem Bereich der institutionellen Geldanlage. Insbesondere Fonds, die im Auftrag ihrer Kunden Beträge von mehreren Milliarden Euro oder Dollar verwalten, sind bezüglich eines effektiven Money Managements besonders gefordert. In diesem Zusammenhang beinhaltet der Begriff vor allem Fragen einer Wertsicherungsstrategie im Interesse der Anleger, deren Geld verwaltet werden soll. Ein gutes Money Management umfasst darüber hinaus auch eine Verlustbegrenzung durch die Absicherung der Positionen etwa durch Stopp Loss Orders sowie die Vorhaltung einer ausreichenden Liquiditätsreserve. Unter natürlich beinhaltet ein substanzielles Money Management auch eine vernünftige Organisation von Ein- und Auszahlungen.
Die Frage, mit der wir uns in diesem Artikel auseinandersetzen wollen, lautet dabei, was kann der private Anleger eigentlich von den Standards lernen, die von großen Vermögensverwaltern bezüglich des Money Management angewendet und eingesetzt werden? Die Beantwortung der Frage, die eigentlich schon vorher gestellt werden sollte, haben wir dabei schon einmal pauschal mit ja beantwortet. Nämlich die, ob sich ob sich ein Money Management bei der privaten Vermögensanlage überhaupt lohnt.
Warum ist Money Management sinnvoll?
Money Management oder eben zumindest die geordnete Abwicklungen von Einzahlungen und Auszahlungen lohnt sich in jedem Fall auch für den privaten Anleger. Ein Argument für eine langfristige Planung von Einzahlungen und Auszahlungen in Bezug auf eine langfristige Anlagestrategie ist die effektive Ausbalancierung von individuellen Zielen bei der Anlage und den ständig wechselnden Anforderungen der persönlichen Lebensplanung. Mit anderen Worten ausgedrückt, könnte man auch sagen, dass es darum geht, die Rendite angesichts der realen Anforderungen zu optimieren. Wer in Bezug auf das Money Management planvoll, überlegt und gut strukturiert vorgeht, hat am Ende in den meisten Fällen mehr Vermögen aufgebaut, als jemand, der sich darüber gar keine Gedanken gemacht hat. Sonderfälle, die es sicher immer wieder gibt, sind dabei die Regel bestätigenden Ausnahmen.
Wie sich bereits kleine strategische Entscheidungen auf die Rendite auswirken können, soll das folgende Beispiel verdeutlichen. Eine Person hat in den letzten Jahren einen Betrag von 10.000 Euro zusammengespart. Das Geld liegt weitgehend unproduktiv auf dem Girokonto, ohne dass sich der Sparer darüber weitere Gedanken machen würde. Durch ein Gespräch mit einem Bekannten wird er jedoch darauf aufmerksam gemacht, dass es deutlich bessere Anlagemöglichkeiten gibt, wenn man das Geld etwa an der Börse anlegt. Da es sich um einen eher vorsichtigen Anleger handelt, entscheidet sich unser Sparer dafür, den kompletten Betrag mit einem Schlag in ein ETF auf den DAX zu investieren. Damit, so möchte man meinen, hätte er sein Vermögen ausreichend gestreut und in Bezug auf die langfristige Perspektive mehr oder weniger optimal angelegt. Schließlich gilt es unter Finanzexperten als sehr wahrscheinlich, dass über einen Zeitraum von mindestens fünf, oder besser zehn Jahren mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von etwa fünf bis sechs Prozent gerechnet werden kann. Zumindest zeigen historische Berechnungen der Entwicklung des DAX, dass unabhängig vom Anlagezeitpunkt spätestens nach etwa fünf Jahren ein entsprechendes positives Anlageergebnis zu Buche stand. Im Vertrauen auf diese Entwicklung hat er sich auch nicht weiter über den Anlagezeitpunkt Gedanken gemacht.
Da der Anleger weiter plant, regelmäßig „Überschüsse“ zu erwirtschafteten, hat er sein Konto leergeräumt, in der Erwartung, bald wieder über ein entsprechendes Guthaben zu verfügen. Unmittelbar nach seiner Anlageentscheidung geht allerdings sein Auto kaputt, auf welches er beruflich angewiesen ist. In der gleichen Zeit hat aber aufgrund einiger negativer Nachrichten der DAX einige kleine Rücksetzer gemacht und auch der bei ETFs zwar moderate Ausgabeaufschlag hat am aktuellen Gesamtwert der Anlage geknabbert. Um sich nun schnell ein neues Auto kaufen zu können, ist unser Sparer auf Bargeld angewiesen und steht vor den Alternativen, entweder einen Teil seiner Anlage wieder aufzulösen oder einen entsprechenden Konsumentenkredit aufzunehmen. Da er über keine nennenswerten Sicherheiten verfügt und auch sein Aktiendepot nicht als Sicherheit anerkannt wird, muss er trotz Niedrigzinsphase mit einem Zins von immerhin fünf Prozent rechnen. Für den Gebrauchtwagen, den er für 3.500 Euro erwerben möchte, muss er also mit zusätzlichen Zinskosten rechnen, die im ersten Jahr bei etwa 150 Euro liegen dürften. Dies ist zwar weniger als der Verlust, den er bei einem sofortigen Verkauf seiner ETF Anteile hätte realisieren müssen. Angesichts eines gut organisierten Money Management sind dies aber trotzdem völlig unnötige Kosten.
Zu Gunsten eines minimalen langfristigen Renditevorteils hat der Anleger in diesem Fall auf notwendige Flexibilität verzichtet. Darüber hinaus hat der durch die Möglichkeit einer einmaligen Einzahlung einen eher ungünstigen Zeitpunkt für seine Investition erwischt. Beide Fälle resultieren natürlich nicht zwangsläufig aus einem fehlenden Money Management. Allerdings lässt sich die Wahrscheinlichkeit solcher Fehler durch ein effektives Money Management deutlich verringern. Der Ausgangspunkt sollte dabei eine ehrliche und umfassende Bestandsaufnahme sein. Darüber hinaus bedarf es einer cleveren Umsetzung. Und auch während jeder Anlagephase sind hin und wieder Aktivitäten gefragt, die unter die Rubrik Money Management fallen. Entscheidend ist dieses Thema dann aber vor allem wieder, wenn das Sparziel näher rückt und die Auszahlung organisiert werden soll.
Alles auf Anfang: Die Bestandsaufnahme
Zu einem gut aufgebauten Money Management gehört also zunächst einmal eine möglichst gründliche und umfassende Bestandsaufnahme bezüglich der Sparziele und Lebenssituation. Dabei sollte klar analysiert werden, wie viel Geld derzeit überhaupt zur Verfügung steht und wie hoch der Anteil des Einkommens ist, der monatlich für Sparzwecke erübrigt werden kann. Wichtig ist dabei auch die Überlegung, ob in Bezug auf das Einkommen größere Veränderungen zu erwarten sind. Neben einem erfreulichen Wachstum des Gehaltes sollten auch ein geringeres Einkommen etwa in Folge eines Jobverlustes oder andere Ereignisse abgewogen und gegebenenfalls einkalkuliert werden. Genauso gründlich sollten darüber hinaus die mittel- und langfristigen Ausgaben analysiert werden. Neben notfalls aufschiebbaren Ausgaben, etwa für Urlaub oder Renovierung, sollte vor allem auf weniger planbare Ausgabeposten geachtet werden, die sich nicht so ohne weiteres aufschieben lassen. Neben dem bereits erwähnten defekten Auto, welches für den Job unabdingbar ist, können hierzu unter anderem auch andere defekte Haushaltsgeräte gezählt werden, die ersetzt werden müssen. Auch ein jobbedingter Umzug verursacht nicht selten stattliche Kosten, die nicht unbedingt aus der Protokasse bezahlt werden können.
Entsprechend dieser Anforderungen sollte immer ein bestimmter Teil des Vermögens als Liquidität, das heißt auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto, gehalten werden. Für die Verteilung des übrigen Geldes verlangt ein ausgewogenes Money Management stets die Abwägung von unterschiedlichen Sparzielen. Wenn in etwa fünf Jahren eine größere Anschaffung geplant ist, sollte das Geld anders angelegt werden, als wenn für den Ruhestand gespart wird. Unabhängig vom jeweiligen Sparziel besteht der wichtigste Grundsatz einer jeden Anlagestrategie in einer möglichst breiten Streuung. Auch die Streuung sollte bei der Umsetzung des Money Management also ausreichend berücksichtigt werden. In den folgenden Abschnitten soll nun auf die verschiedenen Phasen des Money Management eingegangen werden. Zunächst wird dabei nun der Beginn des Vermögensaufbaus in den Blick genommen.
Die Umsetzung von Vermögensaufbau und Einzahlung
So lange das Vermögen auf dem Giro- oder auch Tagesgeldkonto liegt, besteht ausreichend Zeit den Markt zu beobachten und sich über Anlagemöglichkeiten zu informieren. Gerade bei kleineren und mittleren Beträgen ist es eigentlich praktisch unmöglich, eine ausreichende Streuung auf eigene Faust durch den Kauf von Einzelwerten zu erreichen. Für Investitionen am Kapitalmarkt ist man daher auf Fonds oder ETFs angewiesen. Anleger sollten sich dabei schnell von der Vorstellung verabschieden, den günstigsten Zeitpunkt für den Einstieg erwischen zu wollen. Selbst Experten scheitern immer wieder an diesem Vorhaben. Auch wenn grundsätzlich nichts dagegen spricht, in einer normalen Marktphase einen größeren Betrag in ein Produkt zu investieren, bieten Sparpläne eine sehr gute Möglichkeit, das Kapital auch in zeitlicher Dimension zu streuen. Mit einem festen Sparplan können Anleger dann regelmäßig, das kann einmal monatlich aber auch einmal im Quartal sein, einen festen Betrag in ein bestimmtes Produkt einzahlen. Diese Möglichkeit bietet sich vor allem an, wenn noch kein hoher Betrag angespart wurde, dafür aber regelmäßig Beträge für das Sparen eingesetzt werden können.
Soll dagegen einmalig ein größerer Betrag investiert werden, könnte es sich im Sinne des Money Management lohnen, diese Betrag eigeständig in mehrere Tranchen zu zerlegen und Schritt für Schritt zu investieren. Wem die Streuung eines oder einiger ETFs nicht ausreicht, findet zudem auch Anbieter, die zu geringen Gebühren das Kapital entsprechend dem Sparziel über ETFs auf Aktien und Anleihen verteilen. Gerade die Anlageformen Aktien und Anleihen erscheinen aus Sicht des Money Management durchaus reizvoll, da sie sich zueinander antizyklisch entwickeln. Bei einer Anlage, die auf diese beiden Formen setzt, erhöhen sich so die Chancen, dass zumindest eine Anlage gerade günstig steht und mit zufriedenstellender Rendite oder zumindest ohne Verlust verkauft werden kann.
Neben Anlageprodukten, die dem ständigen Wechselspiel der Börse ausgesetzt sind, eignen sich gerade für sicherheitsbewusste Anleger auch Anlagen mit fester Laufzeit und garantierten Konditionen. Im Sinne eines guten Money Management sollte man dabei ebenfalls darauf achten, das Geld auf verschiedene Anlagen zu verteilen und dabei die Laufzeiten so zu strukturieren, dass regelmäßig Anlagen auslaufen. Entsprechend der Anlageziele kann dabei das Geld auf verschiedene Finanz- und Anlageprodukte verteilt werden.
Flexibel bleiben und regelmäßig ausbalancieren
Entsprechend der oben beschriebenen Strategie des Money Management kommt der Anleger ohnehin immer wieder in die Situation, frei gewordenes Kapital neu zu investieren. Dabei sollten auch regelmäßig Anlageziele überdacht und gegebenenfalls korrigiert werden. Eine konstante Bedeutung sollte dabei allerdings dem Ziel der Flexibilität eingeräumt werden. Diese auch Rebalancing genannte Aktivität dient neben der Anpassung der Strategie an die eigenen Ziele auch einer Anpassung der generellen Anlagestruktur des Vermögens. Zum einen entwickeln sich einzelne Anlageklassen unterschiedlich gut, so dass einzelne Positionen mittlerweile einen besonders großen Anteil einnehmen. Diese können dann etwas abgebaut und auf andere Anlagen verteilt werden. Ein wichtiges Instrument im Rahmen des Money Management sind Orderzusätze wie etwa „Stopp Loss“, mit denen sich der Anleger gegen unvorhergesehene Verluste absichert und sicherstellt, dass ein Teil seines Vermögens in jedem Fall erhalten bleibt. Für alle börsenbasierten Anlagen, wie auch ETFs, sollte daher über eine entsprechende Absicherungsstrategie nachgedacht werden.
In Bezug auf ein ausgewogenes Money Management kommt der Privatanleger aber regelmäßig auch an Grenzen. Dies ist etwa der Fall, wenn besondere Ausgaben anstehen. So lässt sich etwa der Kauf einer Immobilie im Grunde nur sehr schwer mit den Grundsätzen des Money Management vereinbaren. Werden nämlich alle Anlagen aufgelöst und zur Verminderung der Kreditaufnahme in den Kauf investiert, verstärkt sich ein sogenannten Klumpenrisiko, da nun das gesamte Vermögen auf einer Anlageform ruht.
Die Alternative würde darin bestehen, einen höheren Betrag über einen Kredit zu finanzieren und die Anlagen im Sinne einer Diversifizierung des Vermögens weiterlaufen zu lassen. Dies bedeutet aber häufig ein ineffizientes Vorgehen, da man nun unter Umständen für den Kredit einen höheren Zinssatz zahlt, als man aus Anlagen als Rendite erhält. Eine einfache Lösung für diesen Konflikt gibt es nicht. In keinem Fall sollte aber alles auf eine Karte gesetzt werden. Zu einem guten Money Management gehört in diesem Fall, dass nach Zins und Tilgung noch freie Mittel bleiben, die zu einem parallelen Vermögensaufbau genutzt werden können.
Auszahlungsmöglichkeiten beachten
Zu einem gut geplanten Money Management gehört auch eine renditeschonende Auszahlung. Anlagen in einfache ETFs oder auch nur in Aktien bergen das Problem, dass sie über eine starre Risikostruktur verfügen. Das heißt, sie eignen sich zwar langfristig aufgrund ihrer hohen durchschnittlichen Renditeerwartung ganz ausgezeichnet zum Vermögensaufbau. Jedoch kann mit diesen Produkten nicht „auf den Punkt“ gespart werden. Der Anleger läuft also Gefahr, dass zum Zeitpunkt seines Sparzieles die Aktien gerade sehr ungünstig stehen und damit ein Großteil der Rendite auf dem Spiel steht. Wenn nicht für die entsprechende Flexibilität gesorgt wurde, kann der Anleger dabei gezwungen sein, die Anlage zu einem für ihn ungünstigen Zeitpunkt veräußern zu müssen. Zwar gibt es eine Reihe von Fonds, die diesem Problem Rechnung tragen und eine laufzeitabhängige Umschichtung umsetzen. Allerdings sind diese Fonds mit hohen Gebühren verbunden, was ebenfalls auf die Rendite drückt.
Aus diesem Grund beginnt im Sinne eines guten Money Management die Auszahlungsphase bereits lange vor dem Erreichen des eigentlichen Sparzieles. Geld sollte frühzeitig in sichere Anlageformen umgeschichtet werden. Dafür eigenen sich entsprechende Auszahlungspläne. Dabei kann wie beim Konstrukt der Einzahlungspläne in einem regelmäßigen Turnus Geld entnommen werden. Doch natürlich endet auch mit dem Erreichen des Sparziels nicht die Notwendigkeit für ein vernünftiges Money Management, auch wenn sich, wie beim Erreichen des Ruhestandes, die Ziele stark verändern dürften.
Fazit – Money Management bedeutet nicht nur Ein- und Auszahlung
Neben der Planung von Ein- und Auszahlungen beinhaltet das Money Management vor allem eine systematische Strategie zur Anlage und zumindest in diesem Punkt können Privatanleger von institutionellen Anlegern und deren Money Management lernen. Denn um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, kommt es vor allem darauf an, die richtige Balance zwischen Rendite und Flexibilität zu finden. Genau wie institutionelle Anleger sind dabei auch Privatpersonen darauf angewiesen, spezifische Ziele aufzustellen und diese durch ein eigenes Money Management effektiv umzusetzen. Weitere Tipps und Tricks zum Thema CFD Trading findet Ihr auf unserer Ratgeber-Seite.