Spread Betting, in Deutschland gelegentlich auch als E-Spreads bezeichnet, ist ein in Großbritannien erfundenes Finanzprodukt. Innerhalb weniger Jahre wurde Spread Betting dort zu einem Finanzprodukt, an dem jeder partizipieren wollte. Nur wenige andere Finanzprodukte konnten beim Boom des Spread Betting mithalten und die eigene Position verteidigen. Das liegt unter anderem daran, dass die Anleger die Kapitalanlagen beim Spread Betting entsprechend der eigenen Risikobereitschaft ausgestalten können. Ähnlich wie CFDs gehören auch Spread Bettings zu den Differenzgeschäften. Darunter versteht man einen Handel mit Kursdifferenzen, obwohl man die entsprechenden Wertpapiere, um die es geht, gar nicht besitzt. Dabei besteht die Möglichkeit, auf fallende oder auch auf steigende Kurse zu setzen. Gleichzeitig kann man, je nach Risikobereitschaft, das Verlust- und Gewinnpotenzial unter Nutzung verschiedener Hebel erhöhen.
Was ist Spread Betting?
Jeder ist daran interessiert, im Devisenhandel oder auch in anderen Bereichen der Finanzanlage möglichst hohe Renditen zu erwirtschaften. Einer der möglichen Wege besteht darin, das von den Brokern immer häufiger angebotene Spread Betting zu nutzen. Beim Spread Betting geht es nicht um die Vorhersage, ob sich ein Kurs verändert oder nicht. Es geht vielmehr um die eventuell möglichen Kursveränderungen.
Beim Spread Betting sind nicht nur einzelne Vermögenswerte Basis von Wetten zu Kursveränderungen. Anleger, die an prickelnden Geschäften interessiert sind, können sich auch direkt den ganzen Dax als Basis auswählen. Wichtig ist zu wissen, dass wirkliche Basiswerte nicht tatsächlich ge- oder verkauft werden, es geht ausschließlich um Wetten auf Kursveränderungen. Beim Devisenhandel im Spread Betting ist der maximale Hebel beim Handel ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Die oft geringen Mindesteinlagen auf den Konten der Händler, den sogenannten Mindesteinlagen oder Margin, bilden die Basis für den Einsatz der verschiedenen möglichen Hebel. Das sorgt teilweise für außergewöhnlichen Mut bei den Anlegern. Es ist durchaus üblich, das Anleger mit einem Euro Eigenkapital 200 Euro oder sogar erheblich mehr einsetzen. Jeder Trader muss sich jedoch darüber im Klaren sein, dass ein großer Hebel nicht nur besonders hohe Gewinnchancen, sondern auch größtmögliche Verluste bedeuten kann. Ist in Einzelfällen eine Nachschusspflicht vorgesehen, kann es, neben einem kompletten Verlust, auch noch dazu kommen, dass der jeweilige Anleger ein entstandenes Minus im Händlerkonto korrigieren muss.
Wie funktioniert Spread Betting
Bei Spread Bettings geht es also um Kursspannen, die sich innerhalb eines begrenzten Rahmens abspielen. Dabei wird sich auch der Broker absichern wollen, da Kursschwankungen nicht nur innerhalb der prognostizierten Werte stattfinden können, sondern auch weit darüber hinaus in eine vollkommen andere Richtung möglich sind. Zur Sicherheit wird deshalb vorab eine Einschusszahlung, das sogenannte Initial Margin Requirement (IMR) ermittelt. Diese richtet sich nach der Höhe des vom Kunden gewünschten Hebels auf den Kurs beim Spread Betting. Dabei kommt es gelegentlich zu einer gewissen Blindheit. Die Investoren sehen nur den durch einen Hebel erreichbaren Gewinn ohne darüber nachzudenken, dass das Verlustpotential mindestens ebenso groß ist. Das Problem ist nun, dass die Margin, im Vergleich zu anderen Investitionen, nur einen Bruchteil des einzugehenden Risikos abdeckt. Im Übrigen ist es wichtig zu wissen, dass der Anleger, sofern er vom Anbieter in ausreichendem Maße auf das jeweilige Risiko hingewiesen wurde, im Falle eines Verlustes in vollem Umfang haftet.
Man sollte deshalb sehr genau darüber nachdenken, ob man derart riskante Finanzgeschäfte tätigen möchte. Im schlimmsten Fall verliert der Anleger mehr als nur den ursprünglich eingesetzten Betrag. Dann ist zusätzlich eine Nachzahlung zu leisten. Wenn man bei derart spekulativen Anlagen ein Mindestmaß an Sicherheit haben möchte, dann ist es von Bedeutung, die Bedingungen zu den Spreads des jeweiligen Brokers genau unter die Lupe zu nehmen. Beim Spread Betting gibt es weder eindeutige Regulierungen durch Behörden wie die FCA Regulation Authority, noch erkennbare und für alle gültige Standards. Selbst die Vorgaben bei den Kontraktgrößen und dem hier jeweils gültigen Minimum werden vom Broker bestimmt. Dramatische Unterschiede existieren auch zwischen den einzelnen Anbietern bei der Auswahl von Basiswerten. Die Händler können bei diesem Handel von sinkenden oder steigenden Kursen ausgehen, da es sich sowohl um Short- als auch um Long-Kontrakte handeln kann. Dies gilt ganz besonders bei Spekulationen mit dem DAX oder ähnlichen Werten.
Vorteile gegenüber dem CFD Handel
Grundsätzlich stellt Spread Betting eine echte Alternative zum CFD Handel dar, wobei diese Finanzgeschäfte durchaus einen besonderen spekulativen Reiz besitzen, da auf Bewegungen zwischen Bid- und Ask-Preis spekuliert wird. Das sorgt natürlich für mehr Spannung als An- und Verkäufe von Aktien. Immer wieder wird die Frage gestellt, was eigentlich „bid“ (Geld) und „ask“ (Brief) bedeutet. Das ist schnell und einfach erklärt. Die Bereitschaft der Anleger zum Kaufen oder Verkaufen wird durch bestimmte Kurse zum Ausdruck gebracht. Diese Kurse nennt man Brief- und Geldkurse. Als Geldkurs (bid) wird der Kurs bezeichnet, den Käufer zu zahlen bereit sind, obwohl zu diesem Zeitpunkt kein tatsächliches Angebot am Markt existiert. Der Briefkurs (ask) dagegen gibt den Preis bzw. Kurs an, den ein Verkäufer für seine Anteile verlangt. Unter einem Basiswert versteht man beim Spread Betting die Vertragsgegenstände des Options-, Termin- oder Terminkontraktgeschäftes. Auch können weitere andere Derivate als Basis für die Erfüllung der Verträge dienen. Alle Arten von Finanzwerten und Waren können ebenfalls als Basiswert für ein Derivatgeschäft vorgesehen werden. Man glaubt auf den ersten Blick gar nicht, welche Waren alle als Basiswerte dienen können. Das beginnt bei Schlachtvieh und Schweinebäuchen, geht weiter über Bauholz, Wolle und Zucker bis hin zu Gold, Platin, Kupfer und Rohöl. Bei den Finanztermingeschäften geht es in der Hauptsache um Staatsanleihen, Aktien, Termingelder, Schuldverschreibungen, Devisen und weitere Indizes. In Deutschland werden der Dax, der US-Dollar und Bundesanleihen hauptsächlich als Basiswert genutzt.
Der Abschluss von Spread Bettings ist auf viele verschiedene Werte möglich, wie Bonds, ETFs, Indizes, Devisen und Aktien. Ein Asset besitzen Investoren beim Spread Betting nicht, sie setzen lediglich darauf, dass der Preis des angepeilten Finanzinstruments steigt oder fällt. Die Bewegungen der Werte werden beim Spread Trading immer auf der Basis von Punkten berechnet. Spread Betting bietet durchaus attraktive Vorteile. Da sämtliche Transaktionen in einer Währung durchgeführt werden können, fallen keine Wechselkursgebühren an, da die Gewinne in der gleichen Währung anfallen, wie der Einsatz. Wer die Materie beherrscht, hat verschiedene Möglichkeiten, die Volatilität des Marktes zu seinen Gunsten zu nutzen und beispielsweise gleichzeitig auf fallende und steigende Kurse zu setzen. Neben Großbritannien ist Spread Betting auch in einigen anderen Ländern Europas steuerfrei. Es erübrigt sich dann jedoch zu erwähnen, dass eventuell angefallene Verluste nicht steuermindernd geltend gemacht werden können. Sowohl beim Spread Betting als auch bei CFDs ergibt sich der Gewinn aus der Differenz zwischen dem Verkaufs- und dem Ankaufswert in Kombination mit den Hebeleffekt. Dabei setzt der Investor einen Betrag auf eine von ihm prognostizierte Änderung eines Kurses. Tritt der von ihm prognostizierte Kurs tatsächlich ein, kann er einen Gewinn, in Höhe der vorhergesagten Differenz in Kombination mit dem eingesetzten Betrag realisieren. Trifft die Prognose dagegen nicht zu, kann natürlich auch ein ebenso großer Verlust entstehen. Die Gewinne sind somit nicht davon abhängig, ob die Kurse steigen oder fallen, sondern davon, ob sie richtig vorhergesagt wurden.
Grundsätzlich funktionieren solche Differenzgeschäfte sehr einfach. Deshalb muss jeder Trader unbedingt darüber informiert werden, dass es sich um eine äußerst risikobehaftete Möglichkeit handelt, sein Geld anzulegen. Wenn es ganz schlimm kommt, können Anleger ihr gesamtes Kapital verlieren. Anleger mit wenig Erfahrung sollten deshalb lieber die Finger vom Spread Betting lassen. Möchte man mit Differenzgeschäften Geld verdienen, ist es notwendig, den Markt immer wieder zu beobachten und zu analysieren, damit man ein Gespür für die Entwicklungen bekommt. Hat man das erst einmal geschafft, dann ist Spread Betting eine spannende Art, lukrative Einnahmen beim Trading zu erzielen. Spread Betting erfreut sich grundsätzlich immer größerer Beliebtheit und wird in Großbritannien, anders als der Handel mit CFDs, hauptsächlich von erfahrenen privaten Anlegern genutzt. CFDs dagegen, die im Vereinigten Königreich in der Hauptsache erfunden wurden, um Steuerzahlungen zu vermeiden, werden meist von institutionellen Anlegern genutzt. Da der Handel außerhalb von Börsen erfolgt, fallen keine Steuern an. Das ist beim Spread Betting anders. Es gilt in Großbritannien zwar durchaus als Einkommen, unterliegt dennoch nicht der Einkommenssteuerpflicht, während in Deutschland die Abgeltungssteuer zu zahlen ist.
Beim Spread Betting legen die Broker eigene Kurse fest, die deshalb ein wenig von den jeweiligen aktuellen Marktpreisen abweichen. Bei CFDs gibt es eine derartige Festlegung nicht. Das System hat auf den ersten Blick den kleinen Nachteil, dass sich, durch die von den Brokern beim Spread Betting festgelegten Kurse, eine leicht veränderte Kostenstruktur ergibt, die für die Anleger zunächst ein wenig undurchsichtig erscheint. Im Endeffekt führt das dazu, dass sich bei CFDs die Kosten übersichtlicher darstellt. Mehr Infos zum Thema Gebühren haben wir auf unserer Ratgeber-Seite rund um den CFD Handel zusammengestellt. Ebenfalls ergeben sich in den Vertragsverhältnissen beim CFD Handel andere Konstellationen. Beim Handel mit CFDs ist der jeweils andere Trader gleichzeitig auch der Vertragspartner, die beteiligten Broker erzielen aus den vorgenommenen Transaktionen keine weiteren Gewinne. Da beim Spread Betting der Broker als Vertragspartner fungiert, profitiert er auch von jedem Verlust, den ein Trader erleidet.
Unser Fazit
Zwischen CFDs und dem Spread Betting ähnelt sich einiges, dennoch sind einige bemerkenswerte Unterschiede festzuhalten. In Deutschland sind beim Spread Betting im Vergleich zu CFDs keine größeren Unterschiede bei den Anlegern, wie das beispielsweise in Großbritannien der Fall ist, erkennbar. Sofern ausreichend Angebote am Markt vorhanden sind, werden beide Gruppierungen in gleichem Maße genutzt. Dennoch kommt man nicht an der Tatsache vorbei, dass der Handel mit Differenzgeschäften mit einem sehr großen Risiko behaftet ist. Broker sind am Markt, um Geld zu verdienen und neigen deshalb dazu, immer nur von den möglichen und hohen Gewinnen beim Spread Betting zu reden. Aussagen darüber, dass auch sehr hohe Verluste drohen, unterbleiben dagegen. Wer über keine ausreichende Marktübersicht verfügt, muss gerade am Anfang der Trader-Karriere auch immer wieder mit hohen Verlusten rechnen bzw. sogar leben. Zu Beginn des Jahres 2015 hat eine nicht vorhergesehene Entscheidung der Nationalbank der Schweiz etliche Banken und CFD-Trader in große monetäre Probleme gestoßen. Für einige Broker und Anleger endete das Ganze sogar in der Insolvenz. Das sollte der gesamten Branche und allen Beteiligten mehr als deutlich machen, dass sich finanzielle Spekulationen nicht immer auszahlen.